Ich komme am Aussichtsplattform an, unterhalb der Kirche, wo vor über 300 Jahren die Herzöge Vittorio Amadeo II von Savoyen und Eugen von Savoyen standen und Turin unter der spanisch-französischen Besatzung beobachteten. Sie versprachen der damals hier stehenden hölzernen Madonnenfigur, im Fall ihres Sieges eine Votivkirche zu erbauen.
Sie haben ihr Versprechen erfüllt, die runde Barockkirche gibt die Nachricht der ganzen Gegend bekannt. Ich bin mit Stendhal, mit Le Corbusier, Napoleon und Rousseau einverstanden, dass die Stadt von hier oben, mit dem Bogen der westlichen Alpen, besonders jetzt, am späten Nachmittag eine der schönsten Bildern in ganzen Europa ist.
Auch das Kircheninnere mit dem runden Umriss ist ein warmer aber feierlicher Raum. Ich steige die Wendeltreppe hinauf und gucke von der Kuppelterrasse auf dem Platz hinunter und stelle mir vor, wie es gewesen sein konnte, als man zu Esel hier hinaufkommen musste, um diese Klosteranlage unter meinen Füßen zu erbauen. Im Kreuzgang besichtige ich auch den „Sala die Papi“, mit den Portraits von allen den Päpsten. Alle gucken ein bisschen paranoid und von ihrem Thron nach unten: die irdische Vertretung der göttlichen Macht musste hier auch repräsentiert werden, um zu zeigen, wo das Ende der Macht der Könige war...
Dann gehe ich in die Krypta, zu den Gräbern dieser Könige hinunter, wo die Savoyer ab 1732 begraben wurden. Es wäre aber unnötig, das Grab von dem ersten König des vereinten Italien hier zu suchen, ich habe es bereits in dem Pantheon von Rom besichtigt. Ich lese mir aber respektvoll alle die mehr als 50 Grabanschriften, von Prinzen und Prinzessinnen, die über eine andere Epoche erzählen.